Mittwoch, 20. September 2023
Torsten Zwingenberger beweist mit den „New Orleans Shakers“ wieder einmal, dass er in vielen Spielarten des Jazz zuhause ist. Bereits 1976 gründete er mit Thomas l‘Etienne und Kurt Tomm diese Band, bevor er sich nach drei Jahren anderen Projekten zuwandte. Stücke aus dem goldenen Zeitalter des Jazz standen auf dem Programm, Stücke in der Gefühl und einprägsame Simplizität vorherrschend waren. Ein Zufall führte die Band im Jahr 2009 wieder zusammen.
Im Sinne der saftig-erotischen Konnotationen des frühen Jazz weiß der verschmitzte Klarinettist Thomas L’Etienne, dass Jazz nur dann authentisch ist, wenn er mit dem angemessenen Schmuddelfaktor gespielt wird. In diesem Sinne lässt er Jazz-Akademismus und Notengeprotze sein und geht in melodiensatter Sinnlichkeit auf. Ein bisschen Verruchtheit ist schon dabei, wenn die Band in einem gekonnten Crossover Elemente des alten New Orleans Jazz und verschiedene Stile aus der Karibik mischt. TZ brilliert dabei mit seiner virtuosen Schlagzeugtechnik „Drumming 5.1“ für das leicht federnde „Swing-feeling“.
Für eine New-Orleans-Band ist es eine unübliche Besetzung, statt drei Bläsern gibt es nur einen. Das ist eine besondere Herausforderung an die Virtuosität der Bandmitglieder und Ausdruck ihrer Experimentierfreudigkeit. Ihre Neugierde führt sie zu modernen, zeitgemäßen Interpretationen alter Jazztradition. So wie auch jedes Jahr der Mardi Gras in New Orleans neu erlebt und gelebt wird, so spürt man bei den Konzerten der NOS ihre mitreißende Lust am Leben und an der Veränderung, die die Zuschauer immer wieder aufs Neue begeistern.
Die New Orleans Shakers, das sind an diesem Abend:
Thomas l’Etienne: Klarinette, Saxophon & Vocals
Lorenz Boesche: Piano
Franz Blumenthal: Kontrabass
Torsten Zwingenberger: Drums/Percussion
Thomas l‘Etienne begann Klarinette 1971 autodidaktisch zu erlernen. Wenig später folgte das Saxophon. 1982 brach Thomas seine Promotion in deutscher Literatur ab, um in der Band von Lillian Boutté sein Glück als professioneller Musiker zu suchen. Während der vielen Jahre, in denen Thomas Mitglied und Bandleader von Lillian Boutté and her Music
Friends war, trat er auf fast allen bedeutenden Jazzfestivals Europas, der USA und auch Australiens, Neuseelands und Asiens auf. Zahlreiche Platten und CDs wurden eingespielt.
Auf diesen ist Thomas unter anderem mit Edward Frank, dem genialen Pianisten aus New Orleans, der viele Jahre sein Mentor war, mit Lloyd Lambert, Doctor John, Jeanette Kimball und Humphrey Lyttleton zu hören.
In zunehmendem Maße wurde er auch als erfolgreicher Arrangeur bekannt. Auch viele seiner zahlreichen Kompositionen wurden mittlerweile auf CDs eingespielt und auch von anderen Künstlern interpretiert. In New Orleans ist er innerhalb der Musikergemeinde hoch respektiert. Während sein Klarinettenstil nach wie vor durch die kreolische Schule eines Barney Bigards, Albert Nicholas oder Jimmie Noones geprägt ist, zeigt sein Saxophonspiel deutliche Einflüsse von Ben Webster, Charlie Parker, Gene Ammons und “Lockjaw“ Davies. Auch die großen New Orleans Rhythm & Blues Saxophonisten Lee Allen und David Lastie, mit welchen Thomas häufig spielte, haben ihn nachdrücklich beeindruckt. Später entdeckte Thomas seine Liebe für die traditionelle Musik Martiniques, insbesondere für die brasilianische Choro-Musik, die sein Spiel inspiriert hat.
Lorenz Boesche, geboren 1959 in Hamburg, zählt zu den erfahrensten Stride- und Ragtime-Pianisten seines Alters. Besondere Vorbilder sind Jelly Roll Morton, James P. Johnson, Fats Waller u.a. Er ist einer der gefragtesten Pianisten des traditionellen Jazz in Norddeutschland und war jahrzehntelang Pianist der bekannten Old Merry Tale Jazzband.
Schon Anfang der 70er Jahre legte Torsten Zwingenberger die Grundlage für sein heute nahezu akrobatisches Schlagzeugspiel. Zu Beginn spielte er Waschbrett zu alten Jazzplatten und dem Boogiepiano seines Bruders Axel. Im weiteren Verlauf seiner Karriere verwendete er dann die gleiche energetische Spielweise für sein Besenspiel am Schlagzeug.
Vom „Ur“-Jazz ausgehend, den er von seinen Wurzeln her durchdrang, erforschte Torsten fast alle nachfolgenden Jazzstile. Diese Herangehensweise war die Voraussetzung für die Entstehung von Torstens unverwechselbaren Stil und seinem „Drumming 5.1“. Der Austausch mit Jazzgrößen wie Buddy Tate, Harry Sweets Edison, Joe Pass oder Plas Johnson prägte Torstens Profil als Schlagzeuger nachhaltig. Weitere ausführliche Infos über ihn und sein Leben als professioneller Jazzmusiker gibt es unter www.zwingenberger.berlin
Franz Blumenthal machte 2021 seinen Master als Bassist an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. mini Schulz und seit 2022 neues Bandmitglied der New Orleans Shakers. Sein Spiel zeichnet sich durch enormen Swing und hohe Virtuosität dank seiner phänomenalen Technik aus.